Montag, 3. Dezember 2018

Kalkputz

Vor ein paar Tagen habe ich ja bereits berichtet, dass ich sehr begeistert von Lehmputz und Lehmfarben für Wände im Innenbereich bin (Link).Jetzt stehe ich mit dem neuen Haus auch vor neuen Herausforderungen: Es ist innen wie außen mit Kalk verputzt und gestrichen. Da musste ich mich erst mal aufschlauen.

Kalkputz und Kalkfarbe
Ein Sack Kalkputz war schnell besorgt im Baustoffhandel für Naturbaustoffe, ein Stück rohe Ziegelwand gibt es auch noch im Keller, also ran an den Test. Beim Kalkputz (=Kalkmörtel) handelt es sich um eine Mischung aus Sand und gelöschtem Kalk (dieser wird durch Brennen von Kalkstein und Ablöschen mit Wasser hergestellt) als Bindemittel. Der Putz ist rein mineralisch und da er keine organischen Bindemittel enthält, hat Schimmel keine Chance (keinen Nährboden).


In der Verarbeitung gibt es nur wenige Besonderheiten: Kalk ist alkalisch, d.h. Spritzer vom Putz auf der Haut sollten sofort abgewaschen werden. Zudem darf der Kalkputz nicht zu schnell abtrocknen, sonst platzt er wieder von der Wand. Das liegt daran, dass der gelöschte Kalk Ca(OH)2 beim Aushärten (Calciumhydroxid) Kohlendioxid (CO2) aus der Umgebungsluft aufnimmt  und in Reaktion mit dem Anmachwasser (H2O) wieder zu Kalkstein (CaCO3) umgewandelt wird. Verdunstet das Wasser aus dem Putz zu schnell, dann wird die Karbonatisierung vorzeitig gestoppt und der Putz geht evtl. keine ausreichende Bindung ein oder die Oberfläche kreidet später. Der Putz lässt sich sehr gut aufziehen und ist dabei durchaus vergleichbar mit einem "normalen" Zementputz. Nach dem Anziehen kann er mit einem Reibebrett bearbeitet und glatt gezogen werden. Schutzbrille und Handschuhe würde ich euch unbedingt zum Arbeiten empfehlen.

Doch Kalkputz ist nicht gleich Kalkputz. Ich habe bewußt einen fertigen Kalkputz gewählt und dabei drauf geachtet, dass keine chemischen Zuschläge verwendet und die Inhaltsstoffe voll deklariert werden. Nur so ist sichergestellt, dass die positiven Eigenschaften des Kalkes in Bezug auf die Wohngesundheit voll erhalten bleiben. Ich kaufe z.B. keine Produkte, die synthetische Zuschlagstoffe oder Konservierungsstoffe enthalten. Als Bindemittel reichen  hydraulische Kalke und Weißkalkhydrat völlig aus.

Nach dem vollständigen Austrocknen des Putzes habe ich die Wand mit einem ganz einfachen Sumpfkalk aus dem Baumarkt gestrichen. Der ein oder andere wird ihn kennen: früher wurden die Ställe damit gekalkt. 

Sumpfkalk

Die Vorteile liegen auf der Hand: Kalk wirkt antibakteriell, ist atmungsaktiv, absorbiert Gerüche, baut Schadstoffe aus der Luft ab, bietet Schimmel keinen Nährboden und ist ohne weitere Zugabe von Pigmenten strahlendweiß. Beim Streichen wirkt er noch etwas milchig-transparent, nach der Trocknung deckt er aber wunderbar und es entsteht eine ganz pudrig-matte Oberfläche. Mit kalkechten (wichtig!) Pigmenten lässt er sich auch prima einfärben, doch dazu später mehr. Der Nachteil bei dem von mir gewählten Sumpfkalk ist, dass er leicht kreidet, d.h. wenn man mit der Hand über die Wand streicht, verbleibt ein wenig weißer Staub an der Haut. Dies liegt an der Qualität der Farbe und lässt sich prima vermeiden: Je länger der Kalk eingesumpft wird, desto belastbarer wird die Oberfläche später. Gute und abriebfeste Kalkfarben erkennt man also daran, wie viele Monate sie eingesumpft wurden. 12 sollten es mindestens sein - je mehr, desto besser. Kalkfarbe an sich ist nicht wasser- oder wischfest. Möchte man wischfeste Oberflächen erzielen, muss man die Oberflächen weiter veredeln, z.B. mit venzianischer Seife (Tadelakt) oder mit Streichwachs. So entstehen tolle Oberflächen - von ganz matt bis hochglänzend.

Das Arbeiten mit Kalkputz und Kalkfarbe hat Spaß gemacht, ich werde hier sicher noch weiter experimentieren. Beim Streichen mit Sumpfkalk kam mir die Ähnlichkeit der Oberfläche mit der gerade gehypten Kreidefarbe in den Sinn: auch hier entsteht eine pudrig-matte Oberfläche mit sichtbarem Pinselstrich. Nur hat Kreidefarbe, so wie sie in Baumärkten und in diversen Shops im Internet angeboten wird, so gar nichts mit Nautrbaustoffen zu tun. Vielmehr handelt es sich um Acryllack mit untergerührtem Calciumcarbonat oder Gips als Füllstoff. Bei meinem nächsten Expriment geht es daher darum, zu probieren, ob ich mit Kalk, Schellack und Wachs ähnliche Ergebnisse hinbekomme. Lasst euch überraschen!



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