Mittwoch, 21. November 2018

Ein Haus verkaufen

Das neue Haus ist gefunden, die Vorfreude ist groß! Allerdings haben wir bereits Wohneigentum. Was jetzt alles zu tun und zu beachten ist, schreibe ich euch heute nieder.

Zu Wichtigste vorab: Ein Haus kauft man nicht per Handschlag, jegliche Vereinbarung ist erst in dem Moment wirksam, in dem sie notariell beurkundet ist. Und bis es so weit ist, kann eine ganze Menge passieren. Das beginnt damit, dass sich beide Parteien natürlich auch bis zum Notartermin umentscheiden können. Um nicht plötzlich mit Sack und Pack auf der Straße zu stehen, sollte also der Kaufvertrag für das neue Eigenheim zuerst notariell beurkundet werden, bevor man die Beurkundung des Verkaufs des alten Eigenheims angeht. Die Vorbereitungen - Annonce, Besichtigungen, Käuferauswahl etc. - können und sollten natürlich schon begonnen werden.

 In unserem Fall hatten wir eine mündliche Vereinbarung mit dem Verkäufer. Diese beinhaltete den Kaufpreis und den Termin der Übergabe der Immobilie - unverbindlich, wie oben beschrieben. Doch wir hatten ein gutes Gefühl dabei, der Notartermin war angebahnt (der für den Notar frühestmögliche Termin lag 4 Wochen in der Zukunft). Also planten wir den Verkauf unseres momentanen Hauses Was ich hier erlebt und gelernt habe, möchte ich euch heute berichten.


Eine Entscheidung stand für mich fest: Es wird kein Makler beauftragt. Warum werdet ihr jetzt fragen, schließlich kostet doch ein Makler den Verkäufer (fast überall) nichts, die Vermittlungsprovision zahlt doch der Käufer. Umgekehrt stelle ich dann mal die Frage: Was bringt denn ein Makler für mich für Vorteile? Ok, er macht Fotos und erstellt ein Exposee von meinem Haus, dazu nimmt er Anfragen entgegen und vereinbart Besichtigungstermine. Schließlich macht er noch einen Termin beim Notar. Das wars. Das alles stellt für mich nicht wirklich ein Problem dar - dafür soll der potenzielle Käufer so viel mehr bezahlen? Er wird sich bestimmt auch freuen, ein wenig mehr für den Umzug, Renovierung und neue Möbel übrig zu haben. Immerhin reden wir hier - je nach Bundesland - von 3-7% des Kaufpreises der Immobilie. Dazu kommt die aus meiner Sicht größte Fußangel: Der Makler ist für seine Aussagen (im Exposee, während der Besichtigung...) NICHT haftbar. Er kann also die Fragen der Interessenten frei Schnauze beantworten. Genau das habe ich leider insbesondere bei Altbauten oder denkmalgeschützten Bauten, von denen ich sehr viele besichtigt habe, fast immer erlebt: Fragen nach der Art der Wärmedämmung, den getätigten Sanierungsmaßnahmen, dem Fußbodenaufbau, den denkmalrechtlichen Vorgaben etc. wurden "wissend" beantwortet, ohne jedoch einen Funken der Ahnung zu haben. Nachdem ich das einmal raus hatte, habe ich diese Art der Fragen bereits zu Beginn einer jeden Besichtigung gezielt eingesetzt, um dann die Fragen direkt an den derzeitigen Eigentümer richten zu dürfen, auf dessen Anwesenheit bei der Besichtigung ich bestanden habe. Was passiert aber jetzt, wenn die Interessenten freundlich lächelnd zugesichert bekommen, dass z.B. eine PV-Anlage auf dem Dach überhaupt kein Problem darstelle, dass sich natürlich keine Schadstoffe in der Isolierung befinden etc.? Stellt sich dies im Nachhinein als falsch heraus, hat der Verkäufer den schwarzen Peter und damit einen unzufriedenen Käufer, der noch dazu viel Geld an jemanden zahlen muss, der ihm noch nicht mal einen Mehrwert gebracht hat.

Daher mein Appell an zukünftige Verkäufer: Wenn ihr die Immobilie selbst bewohnt bzw. vor Ort seid, überlegt doch mal, ob es nicht auch ohne Makler geht. Die Käufer werden es euch danken.

In meinem Fall war die Entscheidung einfach: Ein Exposee von meinem Haus erstelle ich gerne selbst - schließlich weiß ich um die Vorteile meines geliebten Hauses und kann es so in einem guten Licht präsentieren. Auch das Inserat bei ebay Kleinanzeigen oder immbolienscout24 ist schnell erledigt. Keine 5 Minuten später treffen die ersten Anfragen ein. Es wird zunächst einen Tag für Besichtigungen geben, hier vergebe ich die Termine im Stundentakt. Das reicht idR für einen ersten Eindruck. Wer dann wirklich kaufinteressiert ist, darf gerne noch ein zweites oder drittes Mal wiederkommen und dazu auch Freunde vom Fach oder einen Gutachter mitbringen. Ich scheine einen guten Zeitpunkt erwischt zu haben, zudem liegt unser Haus in einer gefragten ländlichen Lage und der Ort wächst stetig. Innerhalb weniger Stunden sind alle Besichtigungstermine vergeben. Auch der Besichtigungstag verläuft gut, am Abend bleiben 3-4 Interessenten, von denen ich vermute, dass sie sich wieder melden werden und das sind für einen Altbau von 1924 ganz schön viele. Dann geht es schneller als vermutet: Bereits am nächsten Mittag (einem Sonntag) kommt der erste Anruf mit der Bitte um einen zweiten Besichtigungstermin noch am selben Tag, nach Abschluss der 2. Besichtigung dann die unbedingte Zusage und der obligatorische Handschlag. Ich konnte es kaum glauben: Unser Haus war innerhalb von 24 Stunden verkauft worden! Nun ging es ab in den geplanten Urlaub. Vorher vereinbarte ich noch den Notartermin, da man hier immer eine Vorlaufzeit von mehreren Wochen einkalkulieren muss. Die letzten Details wurden mit den Käufern abgesprochen und in den Entwurf, den der Notar zur Verfügung stellte, eingefügt. Jetzt sollte ja alles klappen.

Wie es nun mal im Leben so ist, kommt es anders als gedacht. Gegen Ende des Urlaubs und genau 4 Tage vor dem Termin beim Notar erreicht mich eine Email der Käufer: Sie wollen/können das Haus jetzt doch nicht kaufen, den Notartermin haben sie soeben abgesagt, Gruß, Ende. Ich falle aus allen Wolken. Muss das gerade uns passieren? Klar weiß ich als Juristin, dass alles mit dem Notartermin steht und fällt. Trotzdem wollte ich gerne an eine Kaufzusage und eine Vereinbarung per Handschlag glauben - diese Illusion ist mir jetzt endgültig genommen. Viele Flüche später habe ich mich dann wieder nach vorne orientiert - neuer Anlauf, neues Glück. Zurück zu Hause suchte ich dann die Kontaktdaten der anderen Interessenten raus, denen wir nach der schnellen Zusage keinen zweiten Termin ermöglichen konnten. Tatsächlich hatten wir bereits wenige Tage später einen neuen Käufer und diesmal lief auch alles glatt, einschließlich Notartermin. Bald schon steht unser Umzug an und die Übergabe des alten Häuschens an die neuen Eigentümer. Ich bin sicher, unser Häuschen kommt in gute Hände!

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